«Auch der Garagist kann seine Daten nutzen»

Christoph Aebi, Autoscout24

«Auch der Garagist kann seine Daten nutzen»

28. Dezember 2016 agvs-upsa.ch - Am Online-Marktplatz AutoScout24 führt in der Schweiz kein Weg vorbei. Direktor Christoph Aebi im grossen Interview über 20 Jahre Erfolgsgeschichte, über Digitalisierung, Vertrauen und Chancen.




AutoScout24 feiert 2017 das 20-Jahr-Jubiläum. Wenn Sie einen Blick zurückwerfen, wie würden Sie die Firmengeschichte kurz umreissen?

Christoph Aebi: Als Start-up war Scout24 die ersten zehn Jahre gründergetrieben. Diese Jahre waren durch Daniel Gros­sen geprägt. Er hatte die Vision, dass die Menschen in Zukunft einfacheren Zugang zum Internet haben werden und dass sich damit die Welt verändern werde. Dann kam die Phase der Verleger: Sie erkannten, dass das Internet für ihren Rubrikenmarkt stark an Bedeutung gewinnt. Und in den letzten fünf Jahren sehe ich eine starke Entwicklung in Richtung noch mehr Digitalisierung und Globalisierung.

Laut Wikipedia sind 96 Prozent aller Schweizer Garagisten Kunden von AutoScout24. Wie lautet Ihr Erfolgsrezept?
Wir sind nicht über Nacht zu einem relevanten Player geworden, sondern durch seriöse, langfristige Aufbauarbeit. Wir wollen dem Handel, den Marktteilnehmern allgemein, Mehrwerte liefern. AutoScout24 ist kein anonymes Online-Portal, wir haben am Markt ein Gesicht: Zwölf Aussendienst-Mitarbeitende besuchen die Kunden regelmässig und schweizweit. Unser Innendienst betreut alle unsere B2B-Kunden persönlich. Unsere Stärke liegt darin, dass wir die hohen Frequenzen im Internet mit persönlichem Kontakt ergänzen. Im Monat November haben wir mit rund 14 Millionen Visits eine neue Rekordmarke erreicht.

Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen für Garagisten in diesem immer digitaler werdenden Markt?
Sicher der hohe Absatzdruck, gepaart mit kleinen Margen. Die Herausforderung besteht darin, in diesem Umfeld das Geschäft so zu betreiben, dass man letztlich einen anständigen Cashflow erwirtschaftet. Viele Verhaltensmuster sind in Bewegung geraten. Der Konsument verhält sich heute anders als noch vor zehn oder 15 Jahren: Er informiert sich online und profitiert dank Internet von einer gewissen Transparenz. Hier sind der Garagist, aber auch der Importeur und der Hersteller gefordert. Die Fragen lauten: Wie kann ich an Effizienz gewinnen? Wie kann ich mein langfristiges Überleben sichern?

Und wie kann AutoScout24 helfen?
Auf einem Marktplatz braucht es erstens ein Angebot, es braucht zweitens den User, sprich den Konsumenten, und drittens muss etwas passieren: Ich nenne das «Conversion» (in etwa: Umsetzung, die Red.). Heute weiss der End-User: Auf AutoScout24 finde ich das Angebot der Schweiz. Er weiss auch, dass das Portal seriös betrieben wird und er uns vertrauen kann. Wir prüfen jedes Inserat, bevor es live geht. Dieses Vertrauen sorgt dafür, dass ein Kunde sich entscheidet, über AutoScout24 mit einem Händler in Kontakt zu treten.

Wo steht  AutoScout24 in fünf Jahren?
Eine Planung auf fünf Jahre hinaus masse ich mir nicht an. Was ich sagen kann: Wir sind der Überzeugung, dass wir unser Portal weiterhin so betreiben, dass wir mit innovativen Lösungen aufwarten. Ich erinnere an 2007/08, als die ersten Smartphones mit den ersten Apps auf den Markt kamen. Viele dachten damals, es würde noch Jahre dauern, bis der Traffic vom Desktop auf dem Mobile ankommt. Heute generieren wir nahezu 60 Prozent unseres Traffics über mobile Geräte. Sie sehen, wie schnell sich die Dinge ändern können. Das bedeutet für uns, weiter unser Geschäft innovativ zu betreiben. Wir haben den Anspruch, Marktführer zu bleiben und die Bedürfnisse unserer Kunden abzudecken. Der Prozess vom Finden bis zur Kontaktaufnahme findet online statt. Bei der Handhabung des Portals sehen wir noch einige Schritte, die wir effizienter und kundenfreundlicher gestalten können.

Der Hersteller kann heute mühelos direkt mit dem Automobilisten kommunizieren und verschafft sich so viele Daten. Ein Problem?
Daten sind das eine. Viel wichtiger aber ist die Frage, ob man Daten auch zielführend einsetzen kann, um daraus Mehrwert zu schaffen. Angst oder Skepsis sind die falsche Reaktion. Die Entwicklung lässt sich nicht aufhalten, also muss man ihr offen gegenübertreten. Letztlich stellt sich immer die gleiche Frage: Welche Mehrwerte können wir den Konsumenten bieten und welche Mehrwerte können wir für unser Unternehmen schaffen? So wie der Hersteller mit seinen Daten bessere Mobilität erzeugen kann, so kann auch der Garagist seine Daten nutzen, um beispielsweise bessere Service-Dienstleistungen anzubieten.

Wenn ich auf AutoScout24 eine bestimmte Marke suche, finde ich plötzlich auf einer ganz anderen Seite eine AutoScout24-Anzeige mit exakt der Marke, die ich gesucht habe. Was wissen Sie über mich?
Es ist richtig, dass wir Suchabfragen messen – aber nur anhand der IP-Adresse; wir haben kein Login und damit auch keine Personendaten. Wir können auf diese Weise Datenprofile für die Werbeauslieferung nutzen.

Diese Möglichkeit hat der einzelne Garagist nicht. Wie kann er von der Digitalisierung profitieren?
Natürlich dienen uns diese Daten, um ganz klassische Eigenwerbung zu betreiben. Aber wir machen die Daten auch zugänglich, weil wir ein Publisher sind und Werbeplätze verkaufen. Wir haben das Know-how und die technischen Möglichkeiten dazu. Der Garagist kann bei uns datenbasierte Produkte buchen. Daneben bieten wir ganz herkömmliche Online-Werbeplatzierung an; es ist nicht alles datengetrieben. Man kann bei uns auch direkte Werbeplatzierungen nach Impressions und Zeitdauer kaufen.
 

Auszeichnung als «Great Place to Work»

Wenn in einem Wikipedia-Eintrag steht «Die Gemeinde ist verkehrsmässig sehr gut erschlossen», dann verheisst das selten Gutes: In Flamatt FR besteht diese Erschliessung in einem grossen Viadukt, der die Autobahn A12 über das Dorf führt. Am nördlichen Ortsrand, von der Autobahn aus sichtbar, liegt der Hauptsitz der Scout24 Schweiz AG. 230 Mitarbeitende teilen sich moderne Räumlichkeiten auf drei Etagen.
Das international tätige Forschungs- und Beratungsinstitut «Great Place to Work» hat die Scout24-Gruppe 2016 in der Kategorie «Mittelgrosse Unternehmen» auf Platz drei der Liste «Beste Arbeitgeber der Schweiz» gesetzt. Bewertungsgrundlage waren ein Audit und eine anonyme Befragung der Mitarbeitenden zu Themen wie Vertrauen, Identifikation, Teamgeist oder Work-Life-Balance. «Das macht uns natürlich sehr stolz», freut sich Christoph Aebi, Direktor von AutoScout24, und bringt die Auszeichnung in Verbindung mit dem Standort Flamatt: «Für uns stellte sich hier von Anfang an die Frage, was wir unseren Leuten bieten können, damit sie die Passion, die Faszination, die Loyalität mitbringen.»
Das Resultat dieser Überlegungen sei in die Unternehmungskultur der Scout24-Gruppe eingeflossen. Eine Kultur der flachen Hierarchien, die sich nicht nur in loyalen, motivierten Mitarbeitern ausdrückt, sondern auch Eingang in dieses Ranking gefunden hat. Aebi: «Wir halten unsere Werte hoch und bieten diverse Benefits: ein Personalrestaurant, wo die Mitarbeitenden zu Selbstkosten hervorragend essen können, ein eigenes Fitness-Center und flexible Arbeitsformen…»

«Tag der Schweizer Garagisten» am 17. Januar 2017 in Bern. Jetzt anmelden!

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