So gelingt die Nachfolgeregelung

Inspiration des Monats

So gelingt die Nachfolgeregelung

7. Juli 2021 agvs-upsa.ch – Erhellende Ideen und spannende Erkenntnisse: Die AGVS-Medien präsentieren Best-Practice-Beispiele aus der Garagenwelt. Idyllisch am Fusse des Stockhorns gelegen, steht die Garage Müller in Erlenbach BE vor der Übergabe an die vierte Generation. 2022, im Jahr des 100-jährigen Bestehens, soll Sven Müller (24) das Zepter von seinen Eltern Martin Müller und Anna Müller-Peter übernehmen.

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Bei der Garage Müller AG in Erlenbach BE steht 2022 die Übergabe an die vierte Generation an. Den Prozess für die Nachfolgeregelung hat das Inhaberpaar Anna Müller-Peter und Martin Müller bereits vor Jahren in die Wege geleitet. Fotos: Garage Müller AG

Das Erfolgsgeheimnis
Damit ein Betrieb über bald 100 Jahre bestehen bleiben kann, müssen vielerlei Faktoren vorhanden sein, wie Anna Müller-Peter, Inhaberin der Garage Müller, sagt. Dazu gehören, keine Angst vor Herausforderungen zu haben, Enthusiasmus, Positivität und Zusammenhalt. «Matchentscheidend ist, dass mein Mann und ich seit der Übernahme Partner auf Augenhöhe sind.» Die Aufgabengebiete sind einerseits klar getrennt, jeder kann sich auf den anderen verlassen. Andererseits werden strategische Entscheide immer gemeinsam getroffen. «Das ist für einen kleinen Betrieb mit sechs Mitarbeitenden, wie wir es sind, unerlässlich.» Weitere Erfolgsfaktoren: Lehrlinge ausbilden und das Fachwissen so weitergeben, sowie in engem Kontakt mit der Kundschaft stehen. «Über die Jahre hinweg haben wir viele schöne Kontakte knüpfen können und einen sehr persönlichen Austausch gepflegt.» Dieser dauert bis heute an. 

Die Nachfolgelösung
Dass Sohn Sven in die Fussstapfen seines Vaters treten soll, hat sich wie von selbst ergeben. Die Leidenschaft für Motoren wurde ihm schon in die Wiege gelegt, denn die Garage Müller ist Wohn- und Geschäftsliegenschaft zugleich. Sven zeigte insbesondere Interesse am Fahrzeugpark vor der Haustür. «Ich erinnere mich, wie er zu meinem Mann sagte: ‹Vätu, ich werde imfall auch mal Autos flicken, aber dann nur Ferrari!›», sagt Anna Müller-Peter und lacht herzhaft. Heute sind es zwar keine italienischen Traumautos, sondern – nebst Subaru und Fiat – Autos aller Marken, neu auch unter dem Garagenkonzept «Le Garage». «Wir haben Sven nie zu etwas gedrängt. Es war sein Wunsch, einmal im Familienbetrieb zu arbeiten.» Die Ausbildung zum Automobil-Mechatroniker hat der 24-jährige übrigens extern und mit Auszeichnung absolviert. «Er ist noch sehr jung und braucht noch etwas Zeit – die soll er auch bekommen», sagt seine Mutter.
 
Die Nachfolgeregelung ist ein Prozess, der gut überlegt sein will und sich über mehrere Jahre erstreckt», erklärt sie. «Das ist heute so und war auch 1992 nicht anders.» Ein Beispiel: Als es für Anna Müller-Peter galt, in die Fussstapfen ihrer Schwiegermutter zu treten, kamen die ersten Computer auf. Für sie war klar, dass sie nicht wie ihre Vorgängerin nach altem System, sondern mit modernster Technik arbeiten will. «Da sich aber Margrit Müller-Rohrbach damit nicht auskannte und mich nicht einarbeiten konnte, mussten wir einen anderen Weg finden.» Die Lösung: Für rund ein Jahr wurde die Buchhaltung extern erledigt, während die Garage Müller parallel das EDV-System einführen konnte. «Nach dieser Übergangszeit waren wir topmodern ausgerüstet.» Der Betrieb nahm in der Region eine Pionierrolle ein. «Verschiedenste Garagisten kamen nach Erlenbach, um zu schauen, wie wir die Büroarbeit erledigen.» Heute arbeitet der Familienbetrieb mit Stieger Software zusammen. «Durch die regelmässigen System-Updates sind wir nicht nur stets à jour, sondern haben alle unsere Daten bis auf Jahre zurück sauber geordnet.»

Der Ausblick
Die vierte Generation wird mit anderen Herausforderungen konfrontiert sein als damals Martin Müller und Anna Müller-Peter. «Das einzig Beständige in unserer Branche ist der Wandel», sagt sie. Die Zeiten seien nicht einfach. «Sicher ist nur, dass der Mensch nicht mehr auf seine Mobilität verzichten wird.» Wie diese in der Zukunft aussehen werde, stehe in den Sternen. «Wichtig ist deshalb eine fundierte Ausbildung.» Indem Mitarbeitende auf dem neuesten technischen und betriebswirtschaftlichen Bildungsstand seien, werde der Betrieb hoffentlich auch in Zukunft Teil dieser Mobilität sein können. Es sei aber auch möglich, dass einmal der Moment komme, an dem es sich nicht mehr lohne, weiterzumachen. «Dann wartet etwas Neues. Man muss offen sein, was das Leben bringt. Wir halten aber unsere positive Grundeinstellung bei und stellen uns den Herausforderungen.» Ganz nach dem Credo, das die Müllers seit 1922 auszeichnet: Nicht in Problemen denken, sondern in Lösungen.

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