97. Generalversammlung
AGVS Sektion Zentralschweiz
Es war mehr als eine Generalversammlung – es war ein starkes Zeichen der Gemeinschaft. Über 80 Personen trafen sich in Oberkirch, um auf ein ereignisreiches Jahr zurückzublicken, Erfolge zu feiern und die Herausforderungen der Zukunft offen anzusprechen. Mit bewegenden Ehrungen, engagierten Diskussionen zur Berufsbildung und der Ankündigung, dass die Zentralschweizerin Alina Knüsel die Schweiz an den EuroSkills 2025 vertreten wird, wurde deutlich: Die Zentralschweiz steht mit Herzblut hinter dem Autogewerbe.

Zwischen Aufbruch, Realität und Engagement
Bilder: Martin Dominik Zemp
Text: Jörg Merz
Am 15. Mai 2025 traf sich die AGVS Sektion Zentralschweiz zur 97. Generalversammlung im Hirschen in Oberkirch. Über 80 Personen waren anwesend – ein starkes Zeichen für den Zusammenhalt und das gemeinsame Engagement der Branche.
Zwischen Erfolg und Realität
Präsident Stefan Bersinger blickte in seinem Jahresbericht auf ein intensives 2024 zurück. Die Highlights: eine stimmungsvolle QV-Feier mit 162 erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen, eine konstant starke Nachfrage bei Weiterbildungen – und der internationale Erfolg von Nevio Bernet. Mit seiner Silbermedaille an den WorldSkills hat er nicht nur persönliche Exzellenz gezeigt, sondern die Qualität der Berufsbildung in der Zentralschweiz auf die Weltbühne getragen.
Ebenso erfreulich: Die starke Präsenz an der ZEBI mit einem Rekord an durchgeführten Radwechseln und verbauten Blechbausätzen. Die praxisnahe Berufsorientierung wirkt – das zeigen die steigenden Interessenzahlen. Gleichzeitig mahnt Bersinger zur Wachsamkeit: Die Zahl der Lehrvertragsauflösungen sei 2024 auf einen Höchststand geklettert. Die Branche müsse noch gezielter hinschauen – etwa bei der Berufswahlvorbereitung, in der Auswahl und Betreuung der Lernenden, sowie bei der didaktischen Qualität der Berufsbildner.
Eine klare Botschaft: Wir dürfen nicht zulassen, dass die Anzahl Lehrverhältnisse und Abschlüsse weiter sinkt. Und wir müssen alles daransetzen, dass unsere gut ausgebildeten Fachkräfte auch langfristig in der Branche gehalten werden.
Digitalisierung, Didaktik und neue Wege
Geschäftsführer Jörg Merz thematisierte die Unterschiede im Wissen der Lernenden sowie mangelnde Softskills. Die begrenzte Zahl an ÜK-Tagen lasse wenig Spielraum – umso wichtiger sei es, die Zeit in Zukunft mit Vor- und Nachaufträgen effizient zu nutzen und die Lernenden aber auch die Berufsbildner stärker in die Pflicht zu nehmen. Eine motivierende Idee: Zertifikate und Mikrofortbildungen für Berufsbildner, um sie für neue Lernmethoden zu sensibilisieren.
Als Innovationsimpuls zeigte Merz ein Kurzvideo zum möglichen Einsatz von Virtual Reality in der Ausbildung – etwa für Hochvolttrainings oder zur Sicherheitsschulung. Auch adaptive Lernplattformen, KI-Tutoren und Gamification seien denkbare Zukunftsbausteine, die geprüft werden.
Ein weiteres Thema: Die Bildungsplattform «Sephir» wird mittelfristig abgelöst. Der Zentralverband arbeitet an einer neuen Lösung mit praxisorientierten Schnittstellen zu Schulen und Ausbildungsbetrieben.
Investitionen und Kurskosten
Kassier Adrian Eicher stellte die Jahresrechnung 2024 vor, die nicht wie in den Vorjahren mit einem kleinen Gewinn, sondern mit einem Verlust abschloss. Trotzdem betonte er, dass steigende Anforderungen – von der IT über die Digitalisierung bis hin zur Infrastruktur – zu deutlich höheren Investitionen führen. Hinzu kommt die Verdreifachung des Baurechtszinses ab dem Jahr 2024. In der Folge wurde eine Erhöhung der Kurskosten beschlossen, um weiterhin qualitativ hochwertige und zukunftsfähige Bildung gewährleisten zu können.
Neuer Wind im Vorstand
Nach langjährigem Engagement verabschiedeten sich Daniel Portmann (11 Jahre), Martin Steiner (10 Jahre) und Walter Pfyl (6 Jahre) aus dem Vorstand. Portmann wurde unter Applaus zum Ehrenmitglied ernannt, Steiner erhielt eine Ehrung für sein Jubiläum.
Als neue Vorstandsmitglieder wurden einstimmig gewählt:
- Markus Hesse, Geschäftsführer Emily Frey AG, Ebikon & Kriens
- Hans Peter Geser, Geschäftsführer Nutzfahrzeug AG Zentralschweiz, Emmen & Kägiswil
- Flavio Matter, Leiter Aftersales & Stv. Geschäftsführer, Garage Burkhardt AG, Oberkirch
Bildung im Fokus – auch im KV-Bereich
Besorgniserregend ist die aktuell tiefe Zahl an KV-Lernenden im Autogewerbe. Es konnte keine eigene Klasse mehr gebildet werden – ein klarer Aufruf an die Mitglieder, wieder mehr Lehrstellen im kaufmännischen Bereich anzubieten. Auch bei den „Expert Talks“ brauche es neuen Schwung. Die Themen KI, Diagnosetechnologien, Batterien oder moderne Arbeitskultur seien relevant – nun gelte es, wieder mehr Teilnehmer zu gewinnen.
Die Grussworte von Arnold Schöpfer vom Zentralverband machten deutlich: Elektrotechnik wird künftig in der Grundbildung gestärkt, und Automobil-Mechatroniker mit drei Jahren Praxiserfahrung dürfen neu Lernende in diesem Beruf ausbilden. Eine klare Öffnung und ein Schritt zur Fachkräftesicherung.
SwissSkills & EuroSkills
Sechs Zentralschweizer Talente haben sich für die Vorausscheidung zu den SwissSkills 2025 qualifiziert. Diese werden durch ein engagiertes Trainerteam gezielt auf technische und mentale Herausforderungen vorbereitet. Zusätzlich wird Alina Knüsel aus der Zentralschweiz im Jahr 2025 an den EuroSkills in Dänemark teilnehmen und dort die Schweiz vertreten – ein weiterer Beweis für das hohe Ausbildungsniveau in der Region.
Koordination Schultage und überbetriebliche Kurse
Eine wichtige organisatorische Neuerung betrifft ab dem Schuljahr 2025/26 die Durchführung der überbetrieblichen Kurse (ÜK) in Luzern: Der bisher tolerierte sogenannte „1-Schultag-Ausnahmefall“ wird wegfallen. Die entsprechenden Lernenden müssen auch während des ÜK 1.5 Schultage besuchen. Diese Umstellung bringt für den ÜK-Betrieb, die Lernenden und die Berufsbildner zusätzliche Herausforderungen bei der Koordination sich. Gerade in Zeiten, in denen Personal- und Zeitressourcen knapp sind, erfordert dies eine noch engere Abstimmung zwischen Lehrbetrieb, Berufsfachschule und Kursorganisation.
Gemeinsam Richtung Zukunft
Die 97. Generalversammlung hat einmal mehr gezeigt: Der AGVS Zentralschweiz ist bereit, Verantwortung zu übernehmen. Für den Nachwuchs. Für die Qualität. Für den Fortschritt. Die Themen sind komplex – doch mit Mut, Offenheit und Kooperation lässt sich Zukunft gestalten.
Denn: Die Mobilität verändert sich. Die Bildungslandschaft verändert sich. Unsere Branche verändert sich. Und wer in Bewegung bleibt, bleibt relevant.